Bericht Ostern 2006
(Autor: Philipp Herzog)
Ein Tropfen auf den heissen Stein: Die Meschendorfer leiden wieder sehr!
Am Ostersamstag kehrten wir von unsrer Reise nach Meschendorf zurück und wie befürchtet, haben Andy Weller und ich in dieser Woche viel Tragisches gesehen. Zwar ist Siebenbürgen von der Hochwasserkatastrophe an der Donau nicht betroffen, doch der äusserst harte Winter mit einer langen Periode von minus 30 °c, hat bei unseren Freunden schwere Spuren hinterlassen. Viele, vor allem alte Menschen und Kinder, sind krank geworden und die Geldreserven der Menschen waren restlos aufgebraucht. Auch die Muttenzer Härte- und Krankenfonds, welche zur Tilgung der grössten Not dienen sollen, waren leer. Wir wurden laufend mit schlimmen Geschichten konfrontiert, was uns sehr belastete. Viele Leute konnten wegen Geldmangel nicht zum Arzt oder ins Spital. Das Futter für die Tiere hat nicht gereicht und so mussten etliche Viecher notgeschlachtet werden. Die Vorräte welche für den Winter angelegt wurden, waren schon im Februar aufgebraucht. Die Menschen mussten sich entscheiden: Entweder sie bezahlten die Stromrechnungen im Winter oder sie brauchten das wenige Geld für Essen. Da die Nahrung wichtiger ist, wurde fast dem halben Dorf der Strom abgestellt und die Leute sitzen nun im Dunkeln. Etliche Häuser wurden durch die Nässe und den Schnee beschädigt, Ziegel gingen in Brüche und Mauern fielen zusammen. Wir halfen auch da wo wir konnten. Glücklicherweise hat einer der beiden Dorfläden den Leuten Lebensmittel auf Kredit gegeben. Über 3000 Euro Schulden standen bei unserer Ankunft im Schuldenheft. Die Leute haben mit den Patenbatzen aus der Schweiz ihre Schulden im Laden bezahlt, damit sie wieder kreditwürdig sind, doch für den Strom hat es nicht gereicht. Natürlich haben wir versucht die schlimmste Not vor Ort zu lindern und haben da und dort einen zusätzlichen Batzen gegeben, doch letztlich war es nur der berühmte Tropfen auf den heissen Stein. Wir haben die Fonds mit insgesamt CHF 12'800 neu gespiesen, so dass die dringendste Hilfe wieder gewährt werden kann. Obwohl wir uns von Rumänien schon einiges gewohnt sind, hat uns das Gesehene doch sehr erschüttert. Erinnerungen an die ersten Jahre unserer Hilfe, kurz nach Ceausescus Tod, wurden wieder wach. Damals war die Situation wirklich sehr prekär. Eigentlich wollten wir unsere Hilfe nach Meschendorf langsam reduzieren, doch nach dieser Reise stellte sich uns die Frage, ob wir das wirklich verantworten können? Auch wenn der EU-Beitritt noch immer fürs nächste Jahr erwartet wird, kann heute schon gesagt werden, dass sich insbesondere in den kleinen Dörfern wie Meschendorf noch lange nichts verbessern wird. Die Menschen auf dem Land sind für die Regierung im fernen Bukarest einfach zu unwichtig. Zuerst geht es für diese darum, die Grossstädte, wo auch am ehesten Besucher und EU-Kontrolleure hinkommen, einigermassen "westtauglich" zu machen. Für die Landbevölkerung bleibt da kein Geld übrig und das wird sich wohl auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Die Löhne und das Milchgeld, werden regelmässig 2 Monate zu spät bezahlt. Es wundert darum nicht, dass wir von Muttenz aus nach wie vor die Gehälter der Schulbus-Chauffeure bezahlen müssen, damit die Schüler überhaupt zur Schule können. Eine Verpflichtung, die wir eigentlich dem Staat übergeben wollten, doch der hat einfach kein Geld. Die Landwirtschaftspreise sind durch Billigimporte aus der Türkei im Keller und die Zukunftsaussichten wegen den strengen gesetzlichen Auflagen der EU so düster, dass viele die Hoffnung auf eine Besserung aufgegeben haben und kaum mehr etwas produzieren. In der Gesundheitsversorgung werden die Menschen, obwohl diese offiziell gratis ist, noch immer nicht ausreichend behandelt, wenn sie keine "Geld- oder Naturalgeschenke" an die Ärzte und Pflegerinnen ausrichten. Noch nie sind so viele Leute wegen ihren Krankheiten zu uns gekommen und haben um Hilfe gebeten. Eine Frau mit Brustkrebs, ein Mann mit Lungenkrebs, ein 13 jähriges Mädchen mit Leukämie - sie alle würden ohne unsere Geldspenden nicht mehr leben. Die Meschendorfer haben uns auf eindrückliche Weise zu verstehen gegeben, dass sie uns und unsere Hilfe brauchen und darum gebeten, dass wir sie nicht im Stich lassen! Wie wir nun weiterfahren, werden wir an unserer nächsten Arbeitsgruppensitzung besprechen. Für uns ist aber klar geworden: Wir müssen unsere Hilfe vorerst noch aufrechterhalten, denn unsere Meschendorfer Freunde brauchen uns. Wir bitten Sie darum höflich, unser PC-Konto Nr. 40-2498-6 bei Ihrer nächsten Spende zu berücksichtigen. Ganz herzlichen Dank!
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