Vor 2 Tagen bin ich von meiner Reise nach Meschendorf zurückgekehrt. Die Reise war anstrengend und hat mich wieder einmal viele Nerven gekostet...
Der Winter 2018/19 war für dortige Verhältnisse nicht all zu kalt (3 Monate Minustemperaturen!), doch frage ich mich immer wieder, wie es die Leute in den zum Teil erbärmlichen Häusern aushalten. Und diese maroden Häuser waren auch mein Hauptthema auf dieser Reise.
Die Leute konnten bis zu meiner Ankunft ihre Projekte und Wünsche eingeben. Gegen 40 solcher Projekteingaben lagen vor. Die Wünsche sind sehr vielfältig: Von Reparaturen von Dächern, Mauern, Öfen, Fenstern, Türen, Wasser- und Elektroanschlüssen bis hin zu dreimal dem Erneuern von Zähnen und eine Augenoperation. Auch benötigten viele Grossfamilien, welche nur in einem Zimmer wohnen, ein zusätzliches Zimmer. Die Preisangaben für die Vorhaben lagen zwischen 300 und 4000 Euro.
Zusammen mit meinen Vertrauensleuten habe ich alle Eingaben gesichtet und im Rahmen meiner Hausbesuche auch vor Ort angeschaut und teilweise fotografiert. Es war ein Riesenaufwand und eine stressige Angelegenheit. Viel Elend habe ich dabei gesehen und mich öfters gefragt, was man in einer solch erbärmlichen Behausung noch renovieren soll? Natürlich können wir nicht alle Wünsche erfüllen - dazu fehlt das Geld. Doch wir werden nun eine Prioritätenliste erstellen und dann versuchen, step by step die Renovationen in Angriff zu nehmen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr mindestens 12 bis 15 Projekte umsetzen können.

Wie gesagt bin ich in jedes der rund 100 Häuser gegangen, habe mit den Leuten gesprochen und mir ihre Sorgen angehört. Immer wieder habe ich dabei zusätzlich einen Batzen gegeben, wo die Not besonders gross war. Natürlich habe ich auch die ca. 60 Paten-Couverts verteilt und Corina hat vor Ort die Briefe aus Muttenz übersetzt. Die Menschen haben sich sehr über die aufmunternden Worte aus der Schweiz gefreut und haben den Paten-Batzen dankbar entgegen genommen! Um ihnen Umstände zu ersparen, habe ich die meisten der Antwortbriefe aus Meschendorf unserer Übersetzerin Frau Dalipi hier in Muttenz übergeben. Die übersetzten Briefe werden in ca. einer Woche verteilt. Auch in diesem Jahr habe ich selbstverständlich denjenigen Leuten, welche keine Paten haben, einen Batzen aus dem Spendentopf gegeben.
Unsere Fonds funktionieren sehr gut! Der Kranken- und Härtefonds hat mit 5'450 Euro im 2018 erwartungsgemäss am meisten Geld gebraucht. Arztbesuche und Medikamente können sich die meisten Leute sonst einfach nicht leisten. Die Löhne in der Landwirtschaft liegen bei ca. 400 Euro (für diejenigen welche Arbeit haben - und das sind bei weitem nicht Alle). Am schlimmsten sind die alten Leute dran, welche zwar oft 40 Jahre und mehr gearbeitet haben, aber eben in der Ceausescu Zeit. Daraus resultieren dann Renten von 80 bis 150 Euro pro Monat!
Der Bus-Fonds, bei welchem wir die Hälfte der Abonnemente für den Schulbus der Kinder (5. bis 9. Klasse) finanzieren, benötigte rund 4000 Euro. Es ist sehr wichtig, dass die Kinder regelmässig zur Schule gehen und das findet dank unserer Hilfe auch statt. Von keinem der Nachbardörfer gehen so viele Kinder zur Schule wie von Meschendorf. Viele Eltern haben mir für diese Hilfe auch speziell gedankt.
Auf den Ausbildungs-Fonds für jene Jugendlichen, welche nach der obligatorischen Schule ins Lyceum oder später an die Universität gehen unterstützen, bin ich besonders stolz: 9 Jugendliche (8 Mädchen und 1 Junge) aus Meschendorf absolvieren zur Zeit eine weitergehende Schule und das ist enorm wichtig. Sie haben eine Zukunft vor sich und werden ihre Familie in Meschendorf später einmal unterstützen. Da solche Ausbildungen nur in den grossen Städten möglich sind, könnten die Eltern dies niemals selber berappen. Dafür haben wir im letzten Jahr rund 4000 Euro ausgegeben.
Auch von der Microferm gibt es Neuigkeiten zu berichten. Sie funktioniert sehr gut und hat erneut einen Gewinn von ca. 5000 Euro abgeworfen. Mit diesem Geld und einem teilweise rückzahlbaren Kredit von Muttenz, hat der verantwortliche Leiter Adrian Stoian eine Käseproduktion eingerichtet. Das Käserezept stammt aus der Schweiz. Der Käse muss 3 Monate reifen und der Absatz für solche Käse ist in Rumänien gross, so dass der Verkauf kein Problem sein sollte. Ich habe ihn probiert und muss sagen, ein sehr geschmackvoller guter Bergkäse!

Ja, soweit das Neueste aus Meschendorf. Auch wenn der Aufwand gross ist und mich viele Nerven kostet merke ich doch, dass sich dies alles lohnt. Es bewegt sich was in Meschendorf! Viele im Dorf sind selbstständiger geworden und haben gemerkt, dass nur durch Arbeit und Ausdauer ein Fortschritt zu erreichen ist. Das und die grosse Unterstützung von IHNEN und aus der ganzen Muttenzer Bevölkerung motiviert mich, meine Kraft auch weiterhin in dieses Dorf zu setzen.
Ich danke Ihnen von Herzen für die Unterstützung und grüsse Sie!
P.S. Vom 31. August bis 7. September 2019 findet die letzte Rundreise durch Rumänien statt. Sollten Sie sich dafür interessieren, melden Sie sich doch einfach bei mir.