zwischen der Gemeinde Muttenz in der Schweiz und Meschendorf in Siebenbürgen, Rumänien:
Im Sommer 1989 entstand auf Initiative von Philipp Herzog aus Muttenz eine Patenbeziehung, welche bis zum heutigen Tag fortbesteht.
Die damaligen Verhältnisse, unter dem Diktator Ceausescu, waren für die Bevölkerung in Rumänien sehr schwer. Ein Projekt des Diktators sah vor, die meisten Dörfer im Land zu zerstören und die Menschen in grosse Wohnsilos umzusiedeln. Viele Gemeinden im Westen haben sich unter der in Belgien domizilierten Dachorganisation "Aktion Villages Romain" zusammengeschlossen, um Patenschaften zu all diesen rumänischen Dörfern aufzunehmen. Damit sollte ein politischer Druck auf den damaligen Diktator ausgeübt werden.
Aus dem erst zaghaften und komplizierten Kontakt zwischen Muttenz und Meschendorf zur Zeit des Sozialismus, wurde nach der Revolution im Dezember 1989 ein reger Kontakt und eine bis heute anhaltende Freundschaft zwischen der Bevölkerung der beiden Gemeinden.
Am Anfang bestand die Hilfe in erster Linie aus Kleider-, Schuh-, Lebensmittel- und Medikamententransporten, da diese am notwendigsten waren. Im Laufe der Zeit wurden dann immer mehr Projekte im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe entwickelt. So wurden die Wasserversorgung und das Schulhaus renoviert, verschiedene Geschäfte im Dorf aufgebaut, drei Schulbusse sowie ein Feuerwehrauto gebracht, eine Feuerwehr aufgebaut und als grösstes Projekt entstand eine "Microferm" welche inzwischen gegen 1000 Tiere hat, um damit Arbeitsplätze im Dorf zu schaffen.
Zudem wurde der Demokratisierungsprozess in Gang gesetzt und ein Dorfkomitee gegründet, welches nach dem Zusammenfall der politischen und kirchlichen (sächsischen) Strukturen, die Geschicke des Dorfes wieder an die Hand nahm. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Fonds geöffnet, welche Menschen in Not, kranke Menschen aber auch Jugendliche welche eine Ausbildung machen wollten, unterstützen.
Ein wichtiges Standbein unseres Hilfsprojektes ist zudem, dass wir von Anfang an für jede Familie in Meschendorf eine persönliche Patenfamilie in der Schweiz finden konnten, welche durch briefliche Kontakte, durch Geschenke und Geldspenden ihre Familie in Meschendorf materiell und moralisch unterstützt. Anfänglich konnte für alle Meschendorfer eine Patenfamilie in der Schweiz gefunden werden. Im Laufe der Zeit reduzierten sich diese auf Grund von Todesfällen, Wegzug etc., so dass heute (Juli 2016), noch die ca. Hälfte der Meschendorfer eine solche Patenschaft pflegen.
Seit einigen Jahren hat sich die Situation im Dorf einigermassen stabilisiert. Die Abwanderungen der sächsischen Familien ist seit langem beendet. Es gab auch eine kleine Zuwanderung von Rumänen, so dass heute wieder etwas über 350 Menschen im Dorf leben.
Die Hilfstransporte aus Muttenz wurden laufend reduziert und im Jahr 2003 ganz eingestellt. Nur die Mikoroferm, die verschiedenen Fonds und die persönlichen Patenschaften zwischen den Familien werden weitergeführt.
Die gesamte Hilfe aus der Schweiz ist auf Spendenbasis aufgebaut. Die Helferinnen und Helfer in Muttenz arbeiten alle ehrenamtlich und tun dies in ihrer Freizeit! Es war darum auch stets darauf zu achten, dass die Dimension und Grösse des Projektes nicht ins Uferlose stieg. Dank dieser Strategie ist es uns gelungen, die Patenschaft von Muttenz nach Meschendorf während über 27 Jahren aufrecht zu erhalten.
Im 2007 wurde Rumänien in die EU aufgenommen. Dies brachte den Menschen viel Positives aber leider auch Negatives. Nur ein Teil der Bevölkerung konnte von den Veränderungen profitieren. Die Preise sind rasch stark angestiegen, doch die Löhne hinken hintennach. Um Rumänien EU-tauglich zu machen, mussten auch viele Auflagen erfüllt werden, die insbesondere im Bereich Landwirtschaft einiges abverlangten. Wie immer bei solchen Entwicklungen, profitierte die städtische Bevölkerung schneller als die Landbevölkerung, von den Erneuerungen.
Unser Ziel war und ist es noch immer, die Menschen von Meschendorf auf diesem Weg zu begleiten und zu helfen. Wir haben uns vorgenommen, unsere Partnergemeinde noch so lange zu begleiten und mit den obigen Projekten zu unterstützen, bis der EU-Beitritt auch für diese Menschen positive Veränderungen bringt.
Zudem wollten wir in Meschendorf den Agro-Tourismus ankurbeln, damit im Dorf weitere, dringend notwendige, Einnahmequellen entstehen.